zur Erinnerung

Wider dem Vergessen

In der Nacht vom 25.08.2018 zum 26.08.2018 wurde ein Mann in Chemnitz "abgeschlachtet".

Frau Merkel, Herr Seehofer, lesen Sie diesen Artikel zum Fall Chemnitz - bis zum Ende! Nach dem tödlichen Messerangriff kommt es in Chemnitz zu Demos und Ausschreitungen.

FOCUS-Online-Reporter Göran Schattauer

Mittwoch, 03.04.2019

Die Geschichte des Irakers Farhad A., der mitverantwortlich für den tödlichen Messerangriff von Chemnitz sein soll, ist ein Drama in vielerlei Hinsicht. Der Fall zeigt wie kaum ein zweiter, wo die deutsche Asylpolitik sträflich versagt hat. Der 22-Jährige war ein wandelndes Sicherheitsrisiko - und alle wussten es. Nur reagiert hat keiner.

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Ein junger Mann kommt aus dem Irak nach Deutschland. Ohne Eltern. Ohne Geschwister. Und ohne Not.

Der damals 19-Jährige will Asyl, weil er sich hier "ein besseres Leben" erhofft. Der Antrag wird abgelehnt. Er klagt dagegen. Man gewährt ihm eine Duldung. Irgendwann läuft die Frist ab. Er bleibt trotzdem. Mehr als zweieinhalb Jahre lebt er in Deutschland.

Farhad A. tritt, schlägt, randaliert, droht, beleidigt, pöbelt, sticht

Was passiert in dieser Zeit?

Farhad A. fällt durch Diebstähle und Schwarzfahren auf. Im Bus legt er die Füße auf den Sitz und attackiert Fahrgäste, die sich über ihn beschweren. Wenn ihm die Verpackung seines Essens nicht gefällt, schleudert er es dem Verkäufer bei McDonalds ins Gesicht. Er tritt, schlägt, randaliert, droht, beleidigt, pöbelt, hängt in Shisha-Bars rum, trinkt Alkohol, handelt mit Drogen, dröhnt sich regelmäßig zu.

Er spuckt einer deutschen Frau ins Gesicht und greift jemandem mit dem Messer an. Angeblich sympathisiert er sogar mit dem Terroristen Dschaber al-Bakr, der den Berliner Flughafen in die Luft sprengen wollte.

Ein Kriminalbeamter wird irgendwann über Farhad A. den Satz aufschreiben: "Er ist wegen seines Auftretens allgemein gefürchtet." So etwas liest man sonst nur über Mafiabosse, gewalttätige Rocker oder politische Extremisten.

AdobeStock/iStock/Composing: Sascha Weingartz Und was macht der Staat? Er stellt Farhad A. eine Unterkunft und gibt ihm Geld.

Polizisten notieren pflichtgemäß jedes Vergehen des Irakers und legen pausenlos neue Ermittlungsvorgänge an. Staatsanwälte tippen ein Aktenzeichen nach dem anderen in den Computer. Sogar die Zahl seiner Alias-Namen wird von den Behörden penibel aufgelistet. Es sind 14.

Die Behörden protokollieren das Unrecht und verwalten es

Obwohl Farhad A. als wandelndes Sicherheitsrisiko gilt, kann er nach Belieben schalten und walten. Sein Tun bleibt folgenlos, seine Taten ohne echte, ohne schmerzhafte Konsequenzen. Der deutsche Staat protokolliert das sich auftürmende Unrecht und verwaltet es. Leider kommt niemand auf die naheliegende Idee, dem notorischen Gewaltkriminellen mal eine DNA-Probe abzunehmen (was die Aufklärung des Messerangriffs von Chemnitz erheblich erschwert).

Welch ein Fiasko!

Der Dauer-Täter muss das Gefühl haben, in Deutschland sei es völlig normal, Regeln und Gesetze zu brechen. Vermutlich lacht er sich ins Verbrecher-Fäustchen, als Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Sätze wie diesen sagt: "Wenn Asylbewerber Gewaltdelikte begehen, müssen sie unser Land verlassen."

Niemand steht auf und hat den Mut zu sagen: Jetzt reicht's!

Farhad A. ist den Verantwortlichen in Deutschland offenbar nicht kriminell genug. Weit und breit findet sich niemand, der aufsteht und sagt: Jetzt reicht's!
Es wäre ein wichtiger Schritt gewesen, ein zwingend notwendiger sogar - und mithin ein Akt der Zivilcourage
. Denn auf diese Weise hätte man die Gesellschaft schützen und weitere Straftaten verhindern können.

Zu einer solchen - fast schon absehbaren - Straftat kommt es am 26. August 2018. Nach einem friedlichen Stadtfest in Chemnitz wird der 35 Jahre alte Tischler Daniel H. durch mehrere Messerstiche getötet. Einer der beiden Beschuldigten: der irakische Asylbewerber Farhad A., mittlerweile 22 Jahre alt. Bis heute ist er auf der Flucht.

Eine leise Stimme im Sturm des verbalen Durcheinanders

Nach dem Verbrechen wird es laut in Deutschland. Stimmen überschlagen sich, es herrscht ein rauer, mitunter aggressiver und feindseliger Ton. Es gibt aber auch leise, zurückhaltende Stimmen. Stimmen, die bis heute niemand wahrgenommen hat. Eine dieser Stimmen gehört einer berufstätigen Mutter aus Chemnitz. Eine einfache, eigentlich unpolitische Frau, 53 Jahre alt, weltoffen, ohne Vorurteile gegenüber Ausländern und alles andere als eine Rechtspopulistin.

Als die Polizei sie zu dem tödlichen Angriff anhört, stellt sie eine simple, eine sehr klare und kluge Frage.

Eine ganz einfache Frage an Kanzlerin Merkel

Die Frau sagt, sie würde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gern wissen, warum sie es zugelassen habe, dass ein Straftäter wie Farhad A. mit einem Messer bewaffnet durch Chemnitz laufen konnte. Und das, obwohl er schon lange kein Recht mehr gehabt habe, in Deutschland zu sein. Wenn alles richtig gelaufen wäre, würde Daniel noch leben, erklärt die Frau.

Dann fragt sie voller Sorge, wie der Staat seine Bürger künftig schützen wolle. Es ist eine berechtigte Frage. Eine, die Millionen Deutsche umtreibt.

Auf die Beantwortung durch Frau Merkel und Herrn Seehofer hat jedoch niemand so großen Anspruch wie die Frau, die sie gestellt hat:

Die Mutter des getöteten Daniel H. Sie wartet auf eine Antwort. Wir alle warten auf eine Antwort. Auch wenn jeder weiß, dass es hundertprozentige Sicherheit nie geben kann. Frau Merkel, Herr Seehofer, Sie sind an der Reihe! Im Video: Messerstich am Rücken: Opfer schildert im Prozess das Chemnitz-Attentat Im Video: Messerstich am Rücken: Opfer schildert im Prozess das Chemnitz-Attentat


Quelle: focus online vom 03.04.2019


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